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"It doesn’t really matter when you come here, what you do or how old you are. You are part of the culture. No gatekeeping."-David Mallon

Berlin's Evolution mit Beinghunted.

By Beinghunted.

@beinghunted_2001

Gibt es einen Ort oder eine Stelle, die eurer Meinung nach Berlin und die Berliner Kultur am besten zusammenfasst?

Flo: Berlin ist als Stadt ziemlich geschichtsträchtig. Was mich immer am meisten fasziniert hat, waren die ganzen Stories aus den wilden Tagen der Berliner Clubszene der 80er und 90er-Jahre, vor allem Stories über den legendären (den es heute übrigens wieder gibt). Es gibt ein großartiges Buch, das die Geschichte nur anhand von Zitaten der Schlüsselfiguren aus der damaligen Zeit nacherzählt. Das Buch heißt “The Sound of Family” und hat mir geholfen, die damalige Dynamik ein bisschen besser nachvollziehen zu können. Für mich persönlich war auch die in sehr prägend.

Jörg: Ich bin vor 15 Jahren aus München in eine Wohnung in Mitte im ehemaligen Ost-Berlin gezogen. Damals habe ich mir unterschiedliche Gegenden angeschaut – , , – und war etwas geschockt über den allgemeinen Zustand hier. Es war dreckig, schmuddelig, die Häuser waren in einem schlechten Zustand, genauso die Parks und Straßen. Das war immerhin 15 Jahre nach dem Mauerfall…! Ich habe über die Jahre oft gehört, wie Leute meinten, sie fänden es “cool”, “edgy”, “raw” usw. Vielleicht hatte ich auch nur erwartet, dass sich die Stadt schneller entwickeln würde wie das zB. in New York der Fall war (von den 90ern bis heute). Allerdings ist das hier so nie passiert.  Mittlerweile bin ich selbst etwas überrascht davon, wie ich das 2005 noch so ansprechend finden konnte, gerade da ich aus einer sauberen, wohlhabenden und organisierten Stadt hierher kam. Allerdings – das ist das Interessante an Berlin – ist es im ehemaligen Westen ähnlich! Es ist ruhiger, sauberer, nicht so rough, anarchisch und schmuddelig. Daher habe ich mich entschlossen, 2021 auch in den Westen zu ziehen.

Aber um eine etwas konkretere Antwort zu geben: Meiner Meinung nach ist es genau diese Teilung, die Berlin so einzigartig macht. Und falls mich jemand im Sommer suchen sollte: Höchstwahrscheinlich bin ich am . Der Sonnenuntergang dort mit Pizza und Bier ist wirklich der beste Spot, um den Sommer in der Stadt zu genießen.

Wo seid ihr gewesen als euch klar wurde, dass ihr das machen wollt, was ihr derzeit tut. Und wie kamt ihr auf diese Idee? 

Flo: Tatsächlich glaube ich nicht, dass ich so eine Erkenntnis hatte, bis ich bereits mitten drin war – davor habe ich alles, was für mich nicht so funktioniert hat, einfach links und rechts liegen lassen. Damals habe ich noch für adidas im Trend Marketing gearbeitet und mich um zwei der kategorieübergreifenden Concept Stores gekümmert – in Berlin und No42 in Paris. Ich war für die Kuration und Aktivierung beider Spaces durch die lokalen Communities zuständig. Gleichzeitig habe ich Brand Marketing und PR – seitig an größeren adidas Brand Collaborations mit dem Team in Herzo und Kollegen weltweit gearbeitet. Im Großen und Ganzen habe ich einfach gemerkt, ich liebe diesen ganzheitlichen Blick auf die Dinge und mich um Sachen zu kümmern, während ich mich gleichzeitig komplett darin verliere. Es ist schon sehr erfüllend, ein Projekt von Anfang bis Ende begleiten zu können.

Bei Beinghunted. wiederum geht es mehr darum, Brands zu helfen, sich in einer sich wandelnden Umgebung für Verbraucher zu positionieren und dabei zu betreuen. Die Kombination aus Strategie / Beratungstätigkeit und direkter praktischer Umsetzung ist eher ungewöhnlich. Diese Prozesse ganzheitlich zu begleiten macht für mich einen maßgeblichen Unterschied – das ist etwas das sich bei mir eingeprägt hat.

JörgDie Idee, Beinghunted. als Online-Magazin zu entwickeln, entstand zwischen 1998 und 1999. Da es damals sehr teuer war eine Website zu hosten, dauerte es einige Jahre bis ich die Seite letztlich launchen konnte. Möglich wurde das erst, als ich meine eigene Content-Management / Web-Design Agentur gründete, die wiederum einen eigenen Server besaß. Meine Abenteuer im Einzelhandel begannen dann mit dem ersten Beinhunted. Online Shop. Das Magazin war hierbei der Kanal, um Kunden in den Shop zu bringen. Außerdem konnte ich durch mein Netzwerk so mit Marken in Kontakt treten, um diese nach Deutschland zu holen. Es hat sehr viel Spaß gemacht und war auch echt aufregend, Sendungen mit Ware zu bekommen, die man davor nur online oder in seltenen Fällen auf Reisen in anderen Läden gesehen hatte.

Deutsch: Es gab irgendwo schon einen Plan, klar, aber gleichzeitig hat sich alles sehr organisch entwickelt. Als der Retail-Bereich immer mehr Arbeit in Anspruch nahm – da steckt wirklich sehr viel nervige organisatorische Arbeit drin – und die Agentur- und Publishing-Seite deswegen fast komplett zum erliegen kam, wurde mir bewusst, worauf ich mich eigentlich konzentrieren will. Die Agenturarbeit ist auch einfach eine größere Herausforderung und gibt einem daher auch mehr zurück. 2013/2014 habe ich mich dann entschieden, meine Retail-Abenteuer zu beenden und mich wieder darauf zu konzentrieren, was das “alte” Beinghunted. ausmachte: Networking, Creative Direction und die Produktion von Stories und Events. Wir machen immer noch T-Shirts und betreiben einen kleinen Online Shop. Das sind aber Projekte, die wir nebenher betreiben können, je nachdem, was unsere Arbeitszeit gerade zulässt. Es macht Spaß und ist spannend, unser Wissen, das wir in 25 Jahren angehäuft haben, bei Kundenprojekten einsetzen zu können. Wir nutzen unsere Erfahrung, um für Brands Strategien zu entwickeln, ihre Produkte passend zu präsentieren und Konzepte für Aktivierungen zu entwickeln. Das ist jedenfalls interessanter als das letzte Glied in der Kette zu sein, nur Farben, Stückzahlen und Größen auszuwählen… und eben Rechnungen zu bezahlen 🙂

Heutzutage sind wir zwar ein verhältnismäßig kleines Team, aber wir haben alle das gleiche Mindset. Ich bin überzeugt mit dem kombinierten Wissen, über das wir hier zusammen verfügen, nehmen wir eine besondere Position ein. Die Schwierigkeit besteht dann oft darin, anderen zu erklären, was wir eigentlich überhaupt machen. Allerdings ist das auch der Teil, der uns viel Freude bringt, da wir nicht einfach nur eine Sache machen.

Wo geht ihr jetzt hin, um euch inspirieren zu lassen oder um etwas Einzigartiges und Neues zu sehen?

Flo: Es gibt über die ganze Stadt verteilt eine Vielzahl etablierter und kleinerer Galerien und Museen. Zwei meiner Favoriten sind auf jeden Fall die und der . Aber die Stadt verändert sich fortlaufend. In vielen Vierteln eröffnen zahlreiche neue Restaurants und Retail-Konzepte. Von daher lohnt es sich wirklich immer mal wieder einfach nur durch die eigene Nachbarschaft zu spazieren. Ich selbst bin vor zehn Jahren nach g gezogen. Als Viertel ist das Wedding noch immer nicht so sehr in den Fokus gerückt. Ich schätze es daher, wenn irgendjemand hier etwas auf die Beine stellt.

Jörg: Abgesehen von den Museen, die Flo gerade schon erwähnt hat, denke ich, die privaten Kunstsammlungen sind auch sehr interessant und Berlin-typisch. Da die Immobilienpreise in der Stadt lange Zeit vergleichsweise niedrig waren, haben sich hier einige große Sammlungen niedergelassen – zB. , , oder . Mein Favorit, was Museen angeht, war lange Zeit der . Das Ausstellungsdesign dort ist wirklich außergewöhnlich.

Gibt es Produkte oder Dinge, die ihr für das Leben und die Kultur in Berlin für unverzichtbar halten?

Flo: In Berlin gibt es eine große Fanbase für bestimmte adidas Running Styles. Der ZX8000 Mita kombiniert die ZX Line mit den EQT Modellen aus den 90ern. Ich selbst vertraue auf zeitlose Klassiker die einfach immer funktionieren – egal wo und egal wann wie zB. der Stan Smith. Es gibt außerdem ein paar sehr seltene Berlin-spezifische Items wie die zB. die 2006 adidas Neighborhood Gazelle – ein Schuh der mir auf jeden Fall noch fehlt. Andere Modelle, die für mich herausstechen, sind die Projekte, an denen ich gemeinsam mit Freunden arbeiten konnte, die eine sehr enge und weitreichende Verbindung mit der Sneaker- und Streetwear-Kultur haben und die mich damals, als ich nach Berlin kam, mit offenen Armen empfangen haben. Projekte wie der ZX500 Quote und das adidas Collectors Project – Rivalry Hi/ Sneakerqueen. 

Jörg: Für Sneaker war Berlin immer eine wichtige Stadt. Ich kann mich noch daran erinnern, in den 90ern hier herzukommen und viel adidas zu sehen – überall! Für mich war Berlin eine adidas Stadt, genauso wie München immer eine Nike-Stadt war. adidas Forums, Ewings, Superstars… Als ich schließlich hierher gezogen bin wurde Nike mit den Air Max, Tuned Max und Air Force 1s langsam groß. Was mir hier immer gefallen hat, ist, dass Leute ihre Sneaker tatsächlich anziehen, egal ob das jetzt DER Grail ist für jemanden oder nicht. Ab und an siehst du vielleicht jemanden in einem Paar Nike Hyper Strike Apartment Vandals – und die existieren praktisch nicht wirklich. Zu der Zeit, als die damals rauskamen, sah man auch viele adidas Super Ape Skates in der “Friends and Family”-Version. Man bekam die seltensten Nike Dunks und so ziemlich jeden noch so obskuren oder extrem seltenen Limited Edition Schuh bei Leuten an den Füßen im Club zu sehen.

Berliner Winter sind ziemlich hart; vielleicht nicht ganz so kalt wie weiter oben im Norden, aber einfach sehr sehr ungemütlich. Das geht von eisigem Wind und Nebel zu schweren Regenschauern. Daher bin ich ein großer Freund von funktionaler Kleidung wie technical Footwear und Apparel – eigentlich von allem, das meine Füße warm und mich trocken hält. Ohne eine ordentliche Kappe (gerade trage ich meine GORE-TEX Supreme) und eine Shell Jacke (Veilance, Stone Island Shadow, Palace) verlasse ich im Winter das Haus nicht.

Im Sommer kann ich nur empfehlen, sich ein ordentliches Fahrrad zuzulegen und immer einen Rucksack und Badesachen dabei zu haben. Es gibt viele Bademöglichkeiten innerhalb der Stadtgrenze, aber auch zahlreiche Optionen außerhalb, die trotzdem leicht mit dem Rad erreichbar sind. Abstecher an die zahlreichen Seen sind ideal, um Sommer-Nachmittage entspannt ausklingen zu lassen.

After Hour

By DJ Gigola

@dj_gigola

Berlin ist vielseitig, entspannt und auf dem Boden geblieben. Die Stadt bietet so eine besondere Freiheit. Für mich findet man das echte Berlin besonders in oder (meiner Meinung nach). Hier leben seit jeher sehr viele Original-Berliner. In den letzten Jahren hat sich die Stadt ziemlich verändert, es gibt zahlreiche neue Bars, neue Kieze haben sich entwickelt und viele Clubs wie der , das , , oder mussten schließen. Mit diesen Clubs bin ich aufgewachsen und habe viele spätere Freunde dort kennengelernt. Ein Ort der allerdings diesen Berlin-Vibe noch zu 100% hat, ist das in Schöneberg – ein bisschen versteckt, vielseitig, immer offen und mit hervorragender Playlist. Zusätzlich haben sie das beste Bar Team und eine schöne Geschichte. Das Kumpelnest ist dadurch immer der letzte Anlaufpunkt, wenn es um Afterhour-Spots geht.

Für mich ist das noch vor irgendwelchen “geheimen” Orten die Einstellung, die die Leute hier entweder selbst haben oder wie sie andere sehen. Das ist so ein gewisses “Mir, doch egal” das Leute hier auf sich selbst und darauf, wie sie andere wahrnehmen, anwenden. Für mich ist dieses Gefühl sehr typisch Berlin. Es macht das Leben hier extrem angenehm – jeder macht sein Ding, keinen interessierts – liebs!

Ich laufe außerdem sehr gerne längere Strecken durch Berlin – die Architektur der Stadt und ihre Geschichte sind sehr einzigartig und spannend, da die Stadt während des 2. Weltkriegs schwer zerstört wurde. Am besten geht man im Tiergarten, am Hauptbahnhof oder dem Maybach-Ufer laufen, um die Stadt besser kennenzulernen – gute Laufschuhe sind dafür ein Muss!

DJ Gigola's Joggen in Berlin Playlist

Skating Berlin

By Paul Herrmann

@paulherrmnn

Ich bin mit dem Skaten aufgewachsen und habe schon sehr früh angefangen, meine Freunde zu filmen. Sobald ich das erste Mal was dafür bekommen habe (nicht mal Geld), wollte ich das einfach weiter machen. Zu wissen, man wird für etwas bezahlt, was man auch so machen würde, ist das beste Gefühl überhaupt. Damals haben mich viele local heroes inspiriert und ich wollte einfach weitermachen, das zu tun, was ich liebe. Alles andere hat sich dann mit der Zeit ergeben. Vor drei Jahren bin ich für ein Praktikum nach Berlin gezogen, das noch Teil meines Abis war. Zu der Zeit wurde ich vielen neuen Leuten vorgestellt, von denen mich viele wiederum kontaktierten, um etwas für sie zu filmen. Ich bin immer mit meinem 80 Euro Camcorder aufgetaucht und habe alles auf dem gleichen Tape gefilmt, das ich schon 100-mal davor benutzt habe. Dann alles selbst schneiden und einer meiner Freunde steuert die Musik bei. Mir wurde sehr schnell klar, dass das mein Job sein sollte. Vor 1 ½ Jahren habe ich dann angefangen, als Freelancer zu arbeiten.

Das schöne in Berlin ist, dass es hier so viele unterschiedliche kulturelle Einflüsse gibt. Von daher ist es schwer, nur einen Ort auszuwählen. Für mich ist es aber , mein lokaler Skateshop. Alle Homies hängen da rum, also ist das natürlich der Go-to-Spot.

Von den Anfängen der Sneaker Kultur

By Hikmet Sugoer

@hikmetsugoer

Wann hast du angefangen dich für Sneakers in Berlin zu interessieren?

Im Jahr 1973 geboren gehöre ich zum alten Eisen und damit sozusagen zur Boomer-Generation. Aber natürlich habe ich dadurch auch die Anfänge der Sneakerkultur in Berlin miterlebt.  In den frühen 80ern gab es kein Internet und somit auch keine 24/7-Informationsflut wie heute. Wir waren also auf Zeitschriften, Radio, Kino und Fernsehen beschränkt, wenn es darum ging, sich über neue Styles und Trends zu informieren. Aber Mitte der 80er begannen die ersten Musikvideos und Plattencover meinen Style zu beeinflussen. Ich erinnere mich an NWA, KRS-One, Ice T, EPMD, LL Cool J, RUN DMC, Beastie Boys und viele mehr. Wir alle wollten diesen Look – die Kleidung und vor allem die Schuhe! 

Wie bist du damals an die Sneaker gekommen, die du im Fernsehen, in Magazinen und im US-Hip-Hop gesehen hattest?

Leider war das zu der Zeit in Deutschland gar nicht so einfach. Sneaker waren damals noch Turnschuhe, die man in deutschen Läden meist nur in Weiß bekam und optisch leider gar nichts mit den Schuhen unserer HipHop Stars gemeinsam hatten.  Zu der damaligen Zeit – nach dem Zweiten Weltkrieg und dem Kalten Krieg- war Berlin noch in Ost- und West-Berlin geteilt. West-Berlin bestand aus drei Zonen, die den Alliierten gehörten – den Franzosen, Briten und den Amerikanern. Wir standen also stark unter deren Einfluss. Es gab Einkaufsmöglichkeiten für die Soldaten und ihre Familien. Für die Amis war es zum Beispiel das PX (Post Exchange der AAFES). Dort haben wir unsere ersten Schuhe bekommen – adidas Superstars zum Beispiel.

Einige von uns waren außerdem als Austauschschüler für ein Jahr in den USA. Ich hatte damals ein paar Sneaker von meinem besten Freund bekommen, der mir die Schuhe per Post geschickt hat. Da gab es noch kein Paypal. Das Geld wurde in einem Umschlag per Post geschickt. Es dauerte mehrere Wochen, bis es ankam. Wenn ich heute darüber nachdenke, ist das unvorstellbar.

Darst du viel unterwegs, um Sneaker zu finden?

Durch die Reisen von Freunden fanden wir heraus, welche Stadt in welchem Land coole Sneaker hatte. Also fingen wir an, die Welt zu bereisen und nach Sneakern zu jagen. Das Reisen ist der Ursprung der Berliner Sneakerkultur und der Sneakerstore-Pioniere.

Es gab ein paar Typen, die es zu ihrem Beruf gemacht haben, Schuhe aus den Staaten zu importieren und hier zu verkaufen. Das waren die OGs: Ortgies, Attila, Olli, Brillski und über allen anderen Niklas Beckert. Niklas war einer der ersten, der die Importe aus Amerika in seinem eigenen Laden, Mad Flavor, verkaufte und einmal im Monat seine Kunden aus Amerika mit coolen Styles bediente. Niklas’ Konzept ging gut auf. Ich war damals einer seiner Stammkunden und habe später sogar in seinem Laden gearbeitet.  

Zur Erinnerung: Es gab noch keine internationalen Online-Shops und das Internet steckte noch in den Kinderschuhen. Aber die ersten Internetforen ließen nicht lange auf sich warten. Niketalk, Crooked Tongues und das Sneakerfreaker Forum waren die ersten relevanten Communities mit denen man sich auf der ganzen Welt austauschte.

Wie kam es zu der Gründung von Solebox?

Zur gleichen Zeit wie die Anfänge der Communities, machte ich mit Niklas einen Sneakerstore in Berlin Mitte auf: „Trainer“, einen Store mit Vintage Schuhen. Wir hatten damals  quasi Schuhe, die heute als Retros gekauft werden,  als Originale aus den 70ern, 80ern und 90ern im Store, wie z.B. Nikes Made in Korea, adidas und Puma Made in Germany, etc. Leider schlug das Konzept nicht so an, wie wir es uns vorgestellt hatten. Viele dachten das es sich um Second Hand Schuhe handelte, da Vintage Schuhe nun mal meist Vergilbungen oder andere Zeichen der Zeit zeigten. Was in anderen Ländern wie Japan und UK super funktionierte war in Deutschland nicht wirklich der Hit.

Was hier in Berlin auch nicht gefragt war,  aber in anderen Ländern, waren die Anfänge der Hype-Sneaker. So konnte ich gute Trades machen mit Schuhen, die hier keiner wollte. Dadurch merkte ich schnell das limitierte Schuhe gut gingen. Der erste Store in Berlin (und Deutschland) der sich mit dem Thema  „limitierte Sneaker” beschäftigte war „Shoe City“ in der Neuen Schönhauser Strasse in Mitte nicht unweit von unserem Store „Trainer“. 

Den ersten eröffnete ich schließlich 2002 mit meinem Bruder Sükret auf der Bread & Butter in Berlin. Wir hatten ein Konzept, das mit internationalen Stores mithalten konnte. Es brauchte viel Reisen, Handel und das Sammeln von Importen. Ich arbeitete direkt mit Sneakermarken zusammen und wir wurden schnell die Nummer eins in Deutschland. Solebox wurde mit der Zeit sehr erfolgreich und andere Stores in Deutschland folgten unserem Konzept. Der moderne Sneakerstore war geboren und die Kunden hatten die Möglichkeit, alle limitierten Styles in Berlin und Deutschland zu bekommen.

Was sind für dich als echter Berliner einige der wichtigsten Orte, die authentische Berliner Kultur verkörpern?

Berlin hat sich über die Jahre und Jahrzehnte ständig verändert. Es ist eine Stadt, die immer im Umbruch ist. Von besetzten Häusern, über Wohnungskneipen bis hin zu illegalen Clubs konnte man hier auch ohne viel Geld tolle kreative Sachen machen. Jeder, der nach Berlin kommt, weiß, dass das Nachtleben Berlins weltberühmt ist.

Einige der wichtigsten Läden, chronologisch nach meiner Erfahrung:

Dschungel, Society, Orpheo, 90 Grad, Globus, Tresor, Cookies, Pogo, 103, Rio, KitKat, Berghain und viele mehr.

Wir hatten coole Plattenläden wie DJ Alex’s Such A Sound, und Kid Paul’s Delirium. DJs aus der ganzen Welt kamen hier vorbei, um sich mit Platten einzudecken.

Die coolsten Läden, in denen man damals in Berlin einkaufen konnte, waren Ozone, Mad Flavor, California Sports, Xlarge, Downstairs, aber auch Footlocker mit ihren EU Exclusives. Und im Europa-Center gab es eine komplette Spielhalle.

Natürlich hat Berlin auch in Sachen Kunst und Kultur viel zu bieten. Aber als Kind war es damals die Neue Nationalgalerie von Mies van der Rohe, die uns angezogen hat, nicht nur wegen der Ausstellungen und der besonderen Architektur, sondern auch, weil es einer der angesagten Skater-Spots in West-Berlin war.

Ich denke, meine Restaurantempfehlungen würden hier den Rahmen sprengen, aber ich muss das erwähnen. In diesem Lokal in der Kantstraße esse ich schon seit über 20 Jahren.

Was sind deine persönlichen Top-5-Sneaker aller Zeiten, und was sind deiner Meinung nach die 5 besten Sneaker aller Zeiten für Berlin?

Meine persönlichen Top 5:

Top 5 (Berlin):

1. Nike Son of Lava Dome (Escape Series)
2. Adidas Superstar
3. Nike Jordan IV / Flight 89
4. Adidas Rivalry
5. Adidas Concord

Top 5 (aller Zeiten)

1. Adidas Superstar
2. Nike Air Max 87 (Air Max 1)
3. Nike Air Jordan 1
4. New Balance 1500
5. Puma Suede Classic

Ost + West

By David Mallon

@souvenir_official

Da es in Berlin sehr viele sehr unterschiedliche Menschen gibt und diese Kultur so stigmatisiert wird, ist es mittlerweile beinahe unmöglich, solche kleinen, geheimen Spots zu finden. Einen wirklichen Unterschied zwischen Berlinern im Vergleich zu Zugezogenen im Bezug auf Slang, wo man hingeht oder ob man irgendwelche geheimen Spots kennt gibt es nicht. Es ist ziemlich egal, wann du hier herkommst, was du machst oder wie alt du bist. Du bist automatisch Teil der Kultur. Hier gibt es kein Gatekeeping – so funktioniert Berlin einfach. Deshalb kann Kulturelles hier auch so gut wachsen. Natürlich hat jeder Berliner seine eigenen kleinen Rückzugsorte, an denen man auch mal abschalten kann. Aber das ist sehr persönlich und individuell.

Nach der Wiedervereinigung war Berlin immer ein Ort, der viele Außenseiter und Misfits angezogen hat. Das ist der Grund, dass die Stadt so lebendig und international ist; warum globale Trends hier entstehen. Leute, die nie in diese “Häuschen mit Gartenzaun-”, “Bürojob” – Gesellschaft passen würden, finden hier ihren Platz und eine sehr offene Community, die sich gegen die etablierte Kultur stellt. So entstehen Trends. Berlin kann die weirdesten Sachen zum “nächsten großen Ding” machen. Brands, die am Ursprung solcher globaler Trends stehen wollen, kommen daher hier her.

 Ich liebe einfach das , das ehemalige westdeutsche Kongresszentrum in Berlin. Da ich im Osten Berlins gelebt habe, der sich zu der Zeit noch immer mit der kürzlich zurückliegenden und abrupten Wiedervereinigung arrangieren musste, bin ich in meinen jüngeren Jahren nur selten dazu gekommen dieses Meisterwerk westdeutscher Architektur besuchen zu können. Dieses massive, wie ein Raumschiff wirkende Gebäude faszinierte mich. Ich habe Nachmittage lang versucht, das Gebäude nur aus Erinnerungen wie es aus dem Autofenster im Vorbeifahren aussah, zu zeichnen. Das architektonisch genauso interessante Gegenstück in Ost-Berlin ist das SEZ. Anstatt eines weltoffenen Konferenzzentrums war das allerdings ein Gemeinschaftszentrum inklusive Badehaus, Schlittschuhbahn, Kegelbahn und sogar einer  Kampfsport-Schule. In meiner Jugend sind wir oft zum Baden dort hin. Die verwinkelte Glasstruktur des Gebäudes hat mich schon immer fasziniert. Nach dem Mauerfall mussten leider die meisten Attraktionen schließen. Was übrig geblieben ist ein trostloser Badmintonklub und eben die Erinnerungen.

Erzähle uns mehr über den EUnify Hoodie und wie es dazu gekommen ist?

2017 in der St. Agnes Kirche in Berlin. Die Frage stand im Raum, was man machen kann in Zeiten unerträglicher Wahlentscheidungen, sozialer Spaltung und im Angesicht des Klimawandels, um junge Europäer*innen zu ermutigen, politisch aktiver zu werden? Als Antwort darauf habe ich ein Hoodie designt, um dieses Gefühl der Unsicherheit zu reflektieren, das die EU nach dem britischen Brexit-Referendum befallen hat. Das Hoodie markiert für mich den Anfang einer Gegenbewegung auf der Suche nach mehr Zusammenarbeit und Gemeinschaft.

Schaue dir hier den DropX Exclusive EUNIFY SPECIAL Hoodie von Souvenir Official an.

Ein Ort, um dich zu verwirklichen

By Herbert Hofmann

@herberthofmann

Gibt es einen Ort, der deiner Meinung nach Berlin und die Kultur der Stadt widerspiegelt?

Es gibt ein paar Orte, die Berlin zu einem einzigartigen Ort machen oder gemacht haben, die die Geschichte der Stadt erzählen und deren Vibe ziemlich gut vermitteln. Ich empfehle Besuchern immer, sich den anzuschauen, eine Sammlung zeitgenössischer Kunst. Der Bunker wurde von den Nazis als Luftschutzbunker gebaut, dann von den Russen als Gefängnis genutzt und schließlich in der Zeit der Berliner Mauer, als Lagerraum für tropische Früchte verwendet. Danach wurde er zum Techno-Club der Gay-Community. Heute ist er Heimat und Ausstellungsraum für die Sammler Karen und Christian Boros. Der Bunker fasst ziemlich gut die jüngste Geschichte und den Wandel zusammen, den diese Stadt in so kurzer Zeit durchgemacht hat. Ein Gebäude, in dem man viel über die Stadt Berlin lernt.

Wenn es ums Shoppen geht, liegt mir der immer noch sehr am Herzen,der  8 Jahre im Mittelpunkt meines professionellen Lebens stand,  bevor ich zu Highsnobiety wechselte. Es war der perfekte Ort, an dem ich mich in Sachen Einkauf und kreative Gestaltung weiterbilden konnte und auch, wie man eine Stadt durch Produkte, Events und einen Raum zum Ausdruck bringt und sich ihr anpasst. Berlin war für uns damals ein Ort, an dem Kultur und Ausdruck mehr ist als nur Produkte zu kaufen und sich zu stylen. Wir veranstalteten Events, Konzerte und Lesungen, brachten Produkte, Kunst und Design auf den Markt. Das alles konnten wir tun, weil wir nie den Druck hatten, nur zu verkaufen und Umsatz zu erzielen (die Miete in Berlin ist/war nicht hoch, so dass wir nicht gezwungen waren, die Einnahmen zu maximieren und Dinge zu verkaufen, die sich zwar gut verkaufen lassen, aber nicht für die Kultur relevant sind). Die Wahl einer Hinterhoflage in einem Nicht-Einkaufsviertel und die Beibehaltung des ehemaligen Schlosser-Vibes machten es nicht gerade leicht den Store zu finden. Aber das machte ihn auch zu etwas Besonderem. Ich erinnere mich, dass meine Mutter fragte, “wann wir das Geld haben werden, um den Laden zu renovieren”, weil der Look weit von einer klassischen Boutique entfernt war. Aber auch hier hatten wir das Gefühl, dass wir den Raum schlicht und zugänglich halten müssen. Wir verkauften schöne Produkte und Designs, aber wir wollten, dass die Leute sie benutzen und anprobieren. Sie sind dafür gedacht, getragen zu werden. Wir wollten einen Ort haben, um relevante Produkte zu präsentieren.

Es gab magische Momente, wie das Öffnen unserer ersten Lieferung von Prada, als wir sie in unser Portfolio aufnehmen konnten. Sie wurde damals direkt neben den Inline 3er-Pack Socken von Nike präsentiert, die wir schon immer angeboten hatten. Das war ein wahr gewordener Traum und zeigte den neuen Weg, Sportswear, Streetwear und Luxus zu kombinieren.

Ich schätze und respektiere auch . Sein Shop ist einer der außergewöhnlichsten Verkaufsräume, die ich kenne. Seine Art, ein Geschäft zu führen finde ich unglaublich inspirierend, da sie sich dadurch auszeichnet, sich so weit wie möglich vom Hype und der Sale Kultur fernzuhalten.

Was macht Berlin deinere Meinung nach so besonders?

Die Einzigartigkeit, die die Stadt mit sich bringt, ist die entspannte Einstellung. Berlin gibt dir immer noch nicht das Gefühl, dass du dich verkleiden oder auf eine bestimmte Art und Weise aussehen musst, um einen Club zu betreten, in ein Restaurant oder ein Museum zu gehen. Komme in den Klamotten, die du trägst und sei einfach ein netter und aufgeschlossener Mensch. Berlin fühlt sich überall wie eine Fetisch-Stadt an – Leder, Lycra, Latex oder Sportklamotten – viele fetischisierte Produkte sind tagsüber in hoher Frequenz zu sehen. Unser alter Bürgermeister sagte: Berlin ist arm, aber sexy. Ich denke, das gilt auch heute noch.

Second-Hand-Shopping kombiniert mit der Investition in ein neues Stück, das man lange (oder ein Leben lang) schätzt, ist für viele Berliner immer noch ein Ding. Generell lässt sich sagen, dass Berlin keine Stadt ist, in der man Menschen von Kopf bis Fuß im Designer-Look sieht.

Berlin als bezahlbare Hauptstadt in Europa zieht viele Kreative, Designer, Künstler, Musiker, Köche, Handwerker und Macher an. Ich denke, dass die Stadt immer noch ein Ort ist, an dem man seine Leidenschaft findet. Das spürt man in vielen Ecken der Stadt – es gibt sogar mega nerdige Läden wie , in denen man tausende von Materialien und Mustern für seine Werkstatt finden kann. Es ist ein Wunderland, um sich inspirieren zu lassen. Man kann dort weltberühmte Künstler treffen, die dort neben bastelnden Omas ihre Farben kaufen. Das liebe ich.

Ich habe auch das Gefühl, dass die Szenen noch klein genug sind, dass sich Künstler, Fotografen, Modedesigner und Musiker wirklich gut mischen. Die Szenen sind weniger voneinander isoliert.

Highsnobiety ist eine globale Plattform mit Sitz in Berlin. Was denkst du, wie groß ist der globale Einfluss von Berlin und der Berliner Kultur? Oder wie ist die Beziehung zwischen Berlin und anderen Großstädten, entweder durch die Highsnobiety-Plattform und deren Reichweite oder generell?

Berlin als Stadt steht seit vielen Jahrhunderten für Freiheit, Alternativität, Aufgeschlossenheit und die Wertschätzung der Kunst. Musik, Design, Architektur und Geschichte (die an jeder Ecke sichtbar ist) prägen selbst die Stimmung und das Handeln der Berliner. Der erschwingliche Lebensstandard bringt kreative Menschen aus der ganzen Welt hierher. Berlin scheint immer noch der Ort zu sein, an dem man sich seine Träume erfüllen kann. David Bowie sagte in den 70er Jahren, als er hier lebte: “Berlin ist die größte kulturelle Extravaganz, die man sich vorstellen kann”. Oder Franz von Suppé, ein österreichischer Komponist, der um 1800 gesagt haben soll: “Du bist verrückt, mein Kind. Du musst nach Berlin gehen.” Das fühlt sich ein bisschen an wie das, was meine Mutter sagte, als ich ihr erzählte, dass ich von unserem malerischen Bergstädtchen in Österreich in die deutsche Hauptstadt ziehen wollte. Jedenfalls habe ich das Gefühl, dass die lockere Art zu leben und die Leichtigkeit in Bezug auf die Lebenshaltungskosten Berlin zu einem solchen Juwel und einer Inspiration für Besucher macht. Ich denke, die Mischung aus unserem Berliner Hauptquartier und unserem zweitgrößten Büro in New York City ist eine großartige Kombination, um eine Balance zwischen den beiden Vibes zu finden.

Welche Gegenstände sind deiner Meinung nach wesentlich für Berlin oder einzigartig für die Kultur der Stadt und warum?

Ich würde diese Liste mit meiner Nummer eins beginnen: ein bequemer Schuh oder Sneaker. Berlin erkundet man am besten zu Fuß in den Stadtvierteln. Darum mach es dir so bequem wie möglich. Außerdem sind die meisten Fußgängerstraßen, Parks und Wege ziemlich uneben. kein wirklicher Platz für zu schicke Schuhe oder hohe Absätze. Wenn ich auf Reisen bin, vergesse ich immer, dass bestimmte Restaurants oder Clubs in anderen Städten schicke Schuhe und Kleidung erfordern – was in Berlin nicht der Fall ist.

Im Winter sollte man besser eine dicke Winterjacke dabei haben. Denn es wird hier wirklich kalt und windig. Egal zu welcher Jahreszeit und Wetterbedingungen haben viele Leute hier auch gerne eine Sonnenbrille in der Tasche, wenn sie nach 48 Stunden Clubbing und mehr ihre Augen verstecken wollen. Dasselbe gilt für eine Sporthose: Man trägt sie unter der Hose und zieht die Jeans im Club aus. Ich schätze, eine Bauchtasche würde auch in diese Kategorie der Berliner Nachtleben-Liebhaber fallen – hier passt alles hinein, was man für ein paar Nächte und Tage des Feierns braucht.

Meine essentiellen Orte & Dinge

By Kane Holz

@kane

Aus irgendeinem Grund bin ich ein riesen Fan vom . Es gibt extrem gutes und günstiges Essen hier wie zum Beispiel , irgendwas ist immer los, es ist schmutzig und es gibt . Dieser Laden ist einfach das beste Foto-Labor in Deutschland. Wenn es um Essen geht, ist die mit ihren zahlreichen asiatischen Restaurants mein Favorit. Nachts gehe ich am liebsten für Drinks und Snacks ins . Und so klischeehaft es klingt: Das ist der beste Spot, um etwas über Berlins vielseitige Geschichte zu lernen. Als ich noch hingegangen bin, habe ich dort einfach so viele kreative Genies kennengelernt.

Ohne meine AirMax TN/Plus oder wie du sie auch immer nennen willst, kann ich nicht leben. Der Schuh beschreibt die Jugend von Berlin genauso gut wie meine eigene Jugend in Hamburg. Einer meiner Favoriten ist tatsächlich einer der neueren Releases aus 2019 (BV1983-001). Leider fallen die irgendwann auseinander. Außerdem möchte ich nie wieder ohne meine Mission Workshop & Yoshida Kaban Porter Taschen leben müssen. Ich hoffe, ich habe die mein ganzes Leben lang. Was Homeware angeht, hoffe ich, dass meine Neighborhood Booze Radio Incense Chamber niemals kaputt gehen wird.

Berliner Secrets

By Nikki Powell

@nikki_powell_

Alles, was 2020 passiert ist, hatte einen maßgeblichen Einfluss darauf, wie man Sachen in Berlin entdecken kann: Auszugehen und Musik zu hören war schon immer sehr inspirierend für mich. Ich vermisse den Bass, haha. Mittlerweile ist es immer noch schön, in Galerien oder Ausstellungen gehen zu können, um Neues zu entdecken. Es gibt sehr viele empfehlenswerte Galerien hier, aber meine Favoriten sind in Schöneberg, in Grunewald und am Wannsee. Außerdem ist auch immer inspirierend einfach spazieren zu gehen und dabei alles mögliche zu entdecken.

Das erste Geheimnis der Original-Berliner ist wahrscheinlich zu wissen, wie lange man genau hier wohnen muss, um sich selbst als Berliner bezeichnen zu dürfen. Ich lebe hier mittlerweile seit elf Jahren – vielleicht bin ich ja schon einer? Wahrscheinlich nicht. Das zweite Geheimnis: der beste Chili Wonton Spot ist (entgegen weit verbreiteter Meinung) nicht auf der Kantstraße, sondern ein anderer Laden in Wilmersdorf: .

Obwohl Berlin eine lange Geschichte im Film hat und hier etablierte Events wie die Berlinale stattfinden, sind die jungen Produktionsfirmen und Kollektive, die im Moment nach oben kommen, am interessantesten. Zum Beispiel ist “Jünglinge” so ein Kollektiv, das einen neuen deutschen Kino-Stil entwickelt, den sie selbst als queer und vielfältig im kulturellen Klima eines post-migrantischen Deutschlands bezeichnen. Die Vielfalt, die man in Berlin findet, hat sich hauptsächlich auf Freiräume im Nachtleben oder in Kunstinstitutionen konzentriert. Das hat natürlich eine erhebliche Bedeutung und macht einen großen Teil von dem aus, was die Stadt so besonders macht.

1,95€ Pizza

By Olive Duran

@oliveduran

Ich lebe mittlerweile seit fast zehn Jahren in Berlin. In dieser ganzen Zeit bin ich wirklich SEHR häufig umgezogen. Trotzdem fühle ich mich nur in Kreuzberg und Neukölln wirklich zu Hause, da ich zu beiden Vierteln einfach den meisten Bezug habe. Hier kenne ich mich am besten aus. Lange Zeit habe ich auch im verbracht – mittlerweile ist das eine der beliebtesten Gegenden überhaupt in Berlin. Es gab damals einen Laden – “1.95 Pizza”. Der Inhaber hieß Gorkan und hatte das Geschäft mit erst 20 bereits von seinen Eltern übernommen. Das war praktisch mein Wohnzimmer. Es war ein richtig unscheinbarer Laden mit guter Pizza und es lief ständig lauter EDM. Zehn Jahre später heißt der Laden jetzt “” und man findet nichts mehr unter 5 Euro auf der Karte. Das ist natürlich immer noch günstig, aber wenn man das mit einer Pizza für 1.95 vergleicht, kann man das wohl als Gentrifizierung bezeichnen. Was mir auch sehr an Neukölln und Kreuzberg gefällt, ist, dass man trotz der sehr fortgeschrittenen Gentrifizierung noch immer den Einfluss der arabischen und türkischen Kultur spürt. Das macht einen wesentlichen Teil von Berlin für mich aus. Die legendäre hat sich zum Beispiel, mit Ausnahme von ein paar hippen Cafés, praktisch nicht verändert.

Wohin gehst du, um dich inspirieren zu lassen?

Ooooh für mich ist es schwer, einen spezifischen Ort auszuwählen, da mich die ganze Stadt extrem inspiriert. Den Westen habe ich erst kürzlich angefangen zu erkunden. Das ist eine komplett andere Welt, verglichen mit was ich sonst so in der meisten Zeit hier in Berlin gesehen habe. Es fühlt sich ziemlich teuer und boujee an, wenn man in der Gegend um den herumläuft – alles ist so schön. Man läuft eine Straße runter und sieht ausschließlich reiche alte Deutsche und in der nächsten Straße sind auf einmal die besten asiatischen Restaurants, bekannte Galerien oder Museen. Aber wenn ich mich entscheiden müsste, würde ich sagen, es sind die Leute und die Musik in Berlin, die mich am meisten inspirieren. Das geht auch beides Hand in Hand. Das Gefühl, das alles hier möglich ist und die Neugierde hier faszinieren mich. Es ist schon ein bisschen überwältigend, wenn ich darüber nachdenke, was für großartige Menschen ich hier in den letzten zehn Jahren kennengelernt habe.

Hart aber herzlich

By Nico Adomako

@nicoadomako

Natürlich gibt es diesen sehr Berlin-typischen Slang. Zudem habe ich das Gefühl, viele Expats hier wissen nicht wirklich Bescheid über lokales Essen, Drinks und so weiter. Nimm nur mal Futschi als Beispiel. Was Umgangssprache angeht, gehört für mich auf jeden Fall das Abkürzen von Worten plus Einfügen des obligatorischen “i” dazu. Das ist sehr typisch, gerade bei den UBahn-Stationen: Rosi, Kutschi, Nolli usw. Aber es ist schwer, das wirklich an einem Beispiel festzumachen. Berliner haben einfach so ne Grundeinstellung, eine Attitude, die sie zu 100% leben. Egal ob das jetzt der Slang wie zB. “Haram” oder die vielen krassen Graffiti-Crews sind, die es hier gibt. Man kann dieses Mindset, das alle haben, wahrscheinlich am ehesten mit New Yorkern vergleichen. Viele Touristen sind immer überrascht, wie unfreundlich alle hier sind. Dabei ist es eigentlich überhaupt nicht so, sondern mehr dieses “hart, aber herzlich”-Ding. Die Leute hier sind einfach direkt und geradeheraus. Die Stadt spricht für sich selbst. Eine andere Sache, die für mich sehr typisch Berlin ist, ist wie wenig sich Leute für Brands interessieren. Zumindest denken das die meisten. Hier ist es durch die ganze Musik einfach nur so, dass es eher Musik-Kollektive sind, die zusätzlich Klamotten machen, anstatt nur Fashion oder Streetwear-Brands zu sein. Leuten hier ist Fashion halt auch ein bisschen egal. Trotzdem passiert in diesem Bereich sehr viel.

Für mich wird Berlin trotz des Hypes nach wie vor komplett unterschätzt. Mittlerweile lebe ich seit 8 Jahren hier und habe wirklich schon viel hier erlebt. Trotzdem entdecke ich ständig neue Orte oder Sachen. Die meisten, die hierher kommen, gehen in eine Handvoll Clubs, besuchen nur ein paar der Viertel mit Restaurants die man in jeder größeren Stadt findet – das hat natürlich auch was irgendwo. Aber es gibt einfach noch eine komplette eigene Welt außerhalb davon. Berlin bestand eben einfach mal aus zwei unterschiedlichen Ländern… wo gibt es das sonst noch? Die Stadt kriegt auch auf jeden Fall nicht genug Credit für ihren kulturellen Einfluss. Leute wollen dir irgendwas erzählen von wegen “Berlin ist vorbei” oder sei nicht relevant. Natürlich ist die Stadt notorisch pleite, nicht wirklich Fashion und hat viele soziale Probleme. Nur rennen die gleichen Leute, die das sagen direkt im Anschluss komplett schwarz angezogen zu irgend ner Industrial Techno Party in ihrer Stadt, kaufen sich ne Mate für $10 (die hier 95 Cent kostet) und sagen Sachen wie “this is soooo Berlin”. Und ich spreche hier wirklich von Orten von LA bis Singapur. Oder denk doch mal an all die Künstler, Clubs und Parties mit deutschen Namen, die es mittlerweile weltweit gibt. Wo kommt das her?

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