Editorial - January 5, 2021

Interview mit Nike SB Sammler Orange Jungle

Vielerorts ist man sich einig, dass der Nike Dunk Low die beliebteste Silhouette des Jahres ist.. Aber woher kommt der Hype um den Skateschuh?

Vielerorts ist man sich einig, dass der Nike Dunk Low die beliebteste Silhouette des Jahres ist.. Aber woher kommt der Hype um den Skateschuh?

Wir haben mit Fabian Schöne gesprochen, der mit seinem Store Orange Jungle schon lange die Entwicklung von Nike SB begleitete.

Seit wann interessierst du dich für Sneaker? Kannst du dich an dein erstes, bewusst gekauftes Paar erinnern?
Seitdem es für mich möglich war, an Sneaker zu kommen. Kurz nach dem Fall der Mauer 1989  habe ich mir als Jugendlicher mein erstes Paar Nike gekauft: einen Nike Tech Challenge. In der DDR war es generell schwierig bis unmöglich an Markenschuhe zu kommen.

Obwohl der Osten Anfang der 90er mehr durch Adidas geprägt war, begeisterte mich Nike persönlich schon immer mehr.

Hat sich dein Geschmack über die Zeit verändert? Bereust du ein paar der Käufe?
Natürlich. Dennoch bereue ich keinen meiner Käufe, da jeder Sneaker seinen eigenen Wert und seine eigene Ästhetik hat.

Foto von Orange Jungle

Wie kamst du dazu einen eigenen Store aufzumachen?
Wir waren damals drei Freunde im Alter von 20 bis 22, die sich für Skateboarding interessierten und Lust hatten einen Skateshop zu eröffnen. Wir fanden den Markt spannend und wollten neben dem Studium etwas machen. Es gab eingangs auch keine großen Pläne oder gar Ziele. Keiner konnte ahnen, dass sich später daraus Existenzen entwickeln würden.

Diese Idee haben dann zwei von den drei Freunden in die Realität umgesetzt. Daraus entstand einer der ersten Skateshops innerhalb der neuen Bundesländer. Nächstes Jahr feiern wir 25-jähriges Jubiläum.

Was ist aus deiner Sicht wichtiger? Online oder Instore?
Für uns als Skateshop ist Instore wichtig als Basis für den regionalen Markt und den Bezug zur Szene im Osten Deutschlands. Der Online Markt überzeugt durch seine Reichweite und Strahlkraft über die Grenzen des stationären Verkaufs hinaus. Die Kombination aus beidem ist wichtig. Daher möchte ich das eine nicht ohne das andere.

Was war deine erste Berührung mit Nike SB und dem Dunk?
Meine erste Berührung mit einem Dunk war tatsächlich eine Order von einer Nike Lagerliste im Jahr 2003. Unter der Bestellung fand sich der Dunk Vamps. Dieser Schuh gilt für mich persönlich als Startpunkt unseres Dunk-Werdegangs. Danach folgten andere Modelle wie Tiffany, Vanilla, Hunter, Raygun, Red Lobster oder Tweed, um nur einige zu nennen.

Foto von Orange Jungle

Welche Form spricht dich mehr an? High oder Low?
Ich finde, dass beide Modelle gut sind. Ich trage Highs genauso gern wie Lows. Natürlich ist die reine Anzahl guter Releases auf dem Dunk Low deutlich größer, wie auch auf unserem „15 Years of SB Dunk“-Poster zu sehen ist.

Wie stehst du dazu, dass Nike SB mit Kollaborationen wie Travis Scott oder Ben & Jerry’s mit Partnern zusammenarbeitet, die mit der Skateboarding Thematik an sich nichts zu tun haben?
Ich finde die Kollaborationen innovativ und ein exzellentes Mittel zum Zweck, um die Aufmerksamkeit auf Nike SB zu lenken. Travis Scott knüpft dabei an die Historie von De La Soul, MF Doom oder Dinosaur Jr an. Eine Marken-Collab mit einer Brand wie Ben & Jerrys gab es so noch nicht. Die meisten Schuhe hatten einen Bezug zu Musik, Shops (Staple, Concepts, Civilist, MIA usw.), Kunst (Piet Mondrian, Pushead, Medicom), oder Marken aus dem Skateboarding- oder Streetwearumfeld (Supreme, Stüssy). Major Brands gab es nur inoffiziell mit Heineken oder Gibson.

Wie erklärst du dir den momentanen Hype?
Der momentane Hype wird durch 3 Faktoren bestimmt.

Der erste Punkt bezieht sich natürlich auf die bereits kurz angedeutete starke Historie. In der Vergangenheit hatte der Dunk großartige Releases, ist aber in den letzten Jahren ein wenig aus dem Fokus gerückt. Der zweite Punkt, der den Hype bestimmt, ist das clevere Seeding. Wenn Travis Scott, Kylie Jenner oder Lebron mit SBs gesehen werden, erzeugt das immense Aufmerksamkeit.

Der dritte Punkt, der maßgeblich für den Wirbel um einen Schuh sorgt, ist die Qualität der Releases und vor allem die verhältnismässig kleinen Gesamtmengen, in denen die einzelnen Schuhe auf den Markt kommen. Nike hat im letzten Jahr so viele starke Quickstrikes mit geringen Mengen gebracht, wie lange nicht.

Was sind die wertvollsten Dunks in deiner Sammlung?
Wert ist im Bezug auf die Frage nichts Finanzielles. Viele Schuhe haben für mich einen sentimentalen Wert und mit einigen verbinde ich sogar mehr. Die drei, die für mich wirklich etwas Besonderes sind, wären Piet Mondrian, Royalefam und Kicks Hawai.

Gibt es noch Modelle bzw. Holy Grails, die du haben musst?
Meine zwei Must Haves sind:

Ich hatte in den letzten Jahren mehrfach die Möglichkeit diese Modelle zu kaufen. Damals waren mir 600-800 Euro leider zu viel. Bei dem aktuellen Wert der Schuhe natürlich noch viel schwieriger  da ran zu kommen.

Eine weiteres Item, das ich gerne wieder besitzen würde, ist „Money Cat“ die Keramik Katze, die als Promo zum gleichnamigen Dunk gehörte. Sie ist uns auf der Rückreise von einer Sneakermesse leider im Karton kaputt gegangen. 

Welche Special Box findest du am coolsten?
Die Box vom Concepts blue Lobster Dunk. Die gesamte Story und vor allem auch das Video sind  für mich unschlagbar.

Denkst du, dass der Dunk-Hype, ähnlich wie beim Jordan 1, noch lange andauern wird?
Das ist schwer einzuschätzen. Der Hype kann lange weiter gehen, wenn die Qualität der Releases so hoch bleibt wie im vergangenen Jahr, die Mengen an Ware limitiert bleibt und sich die Verteilung weiterhin auf die besten Skateshops konzentriert.

Wenn du persönlich einen Dunk gestalten könntest, wie würde er aussehen?
Natürlich habe ich mir darüber schon oft Gedanken gemacht. Die Ideen bleiben jedoch geheim.

Was wünschst du dir persönlich für die Zukunft des Dunks?
Die Fragen muss ich aus zwei Perspektiven beantworten.

Aktuell ist es durch den Hype für Liebhaber wie mich wirklich schwierig, persönliche Highlights zu beschaffen und manchmal wünscht man sich nach dem Hype auch wieder etwas ruhigere Zeiten. Ich denke das können viele nachvollziehen. Als Inhaber eines Skateshops hoffe ich natürlich, dass es noch lange so weitergeht, da es eine Menge an zusätzlicher Aufmerksamkeit für den eigenen Laden generiert.