Januar 12, 2022

Street Culture: Deutscher Hip Hop und Sneaker Teil 2

Female Rap hat weltweit einen ganz neuen Stellenwert eingenommen.

Fackelträger wie Megan Thee Stallion, Doja Cat oder Princess Nokia stellen ihre männlichen Kollegen in den Schatten und zeigen, dass das starke Geschlecht auch im Sprechgesang das Sagen hat. Auch hierzulande erobern immer mehr Frauen das Mic und später auch die Charts. Wir trafen uns mit der Berliner Rapperin Noel, um genau über dieses Phänomen, ihre Musik und natürlich Sneaker zu sprechen.

Hi Noel! Danke, dass du dir Zeit nimmst. Wie würdest du deinen Sound für unsere Leser beschreiben, die dich noch nicht kennen?

Ich denke „underground“ trifft es am besten. Ich erzähle von meinem Alltag, meinen Freunden und Dingen, die wir so erleben. Dabei geht es mir vor allem darum, dass ich Berlin thematisiere – da hat es mir nämlich gefehlt, das Ganze auch mal aus der Sicht einer Frau zu hören.

Was war deine erste Berührung mit Hip Hop?

Ich bin durch meinen Vater direkt in den Hip Hop reingeboren worden. Er ist Mitgründer der Flying Steps, eine Breakdance Crew aus Berlin. Seitdem ich denken kann, war ich auf den verschiedensten Jam Sessions und Hip Hop–Veranstaltungen in und um Berlin. Ich habe selber zwar auch getanzt, jedoch war das nie wirklich meine Leidenschaft. Ich glaube ich bin eher wegen meinen Freunden zum Training gegangen und weil ich einfach damit groß geworden bin. Mit 11 Jahren haben wir uns im Deutschunterricht mit Gedichten und Balladen beschäftigt und durch meinen Sitznachbarn habe ich zum ersten Mal deutsche Rapper gehört.
Für mich war das krass, weil ich bis dahin nur englische Rapper/Sänger kannte und dachte: deutsche Musik besteht nur aus Leuten wie Helene Fischer. Rapper wie Bushido, Alpa Gun, Fard und Farid Bang haben in der Zeit oft Geschichten in ihren Texten erzählt. Ich fand das viel cooler, als die Balladen aus dem Deutschunterricht. Als wir dann selber ein Gedicht schreiben sollten, habe ich stattdessen einen Raptext geschrieben.

Wir erleben gerade einen Paradigmenwechsel: früher schien es so, als würden die selben 10 Rapper gehört werden. Heutzutage erscheint mir die Raplandschaft viel diverser und auch jünger. Vor allem in Berlin gibt es immer mehr Kollektive, die unabhängig von einem Major Label einen Deutschlandweiten Hype generieren können. Wie nimmst du die aktuelle Szene wahr?

Ich feier das extrem! Jeder stellt seine Gang vor, in Berlin repräsentieren wir jeweils unsere Bezirke und zeigen was wir den Tag über so machen. Ich liebe dieses Kreative und das bei Leuten von denen du es am wenigsten erwartest. Auf einmal rappt mein Nachbar, alte Schulfreunde, der Ticker vom Park – jeder erzählt auf seine Art und Weise von seinem Leben. Jeder hat was anderes zu erzählen und gerade weil dahinter kein riesen Label steckt, macht es das ganze noch cooler und auch autentischer. Ich persönlich höre eher Underground als die neusten Trends aus den Charts, weil ich mich damit einfach identifizieren kann. Es sind echte Geschichten, bei denen die Leute kein Blatt vor den Mund nehmen.

Einhergehend mit diesem Paradigmenwechsel ist auch das erfolgreiche Standing vieler weiblicher Rapperinnen. Welche Künstlerinnen haben aus deiner Sicht am meisten dazu beigetragen?

Auf jeden Fall hat Shirin David einen großen Teil dazu beigetragen oder auch Loredana, Schwester Eva und Badmomzjay. Jedoch haben die nie wirklich meinen Geschmack getroffen.
Meine absoluten Lieblinge waren damals Juju und Nura! Insbesondere Juju hat mich von allen am meisten beeindruckt. Sie rappt mit einer tieferen Stimme und betont die Wörter auf eine andere Weise. Das ist schon eher mein Stil und hat mir auch geholfen meinen eigenen Weg zu finden. Sie trägt zudem auch keine Outfits die ihren Körper auf Zwang betonen müssen bzw. sie kann einfach beides. Und auch die Dinge, die sie in ihren Texten sagt, treffen am meisten auf meinen Lifestyle zu. Die anderen, weiblichen Künstler haben dennoch viel damit zu tun, dass wir Frauen immer mehr akzeptiert und gehört werden. Und ich finde es auch cool, mir immer wieder neue Künstlerinnen anzuhören.

Obwohl du erst in diesem Jahr Songs auf allen Plattformen herausgebracht hast, wirken deine Produktionen schon extrem professionell. Welche Leute machen neben dir, diese hohe Qualität vom Sound möglich?

Ich hatte mein Lied ja eigentlich nur zum Spaß auf Instagram hochgeladen. Und trotzdem hatte ich direkt ein Team, das von Anfang an, an mich geglaubt und das mit mir durchgezogen hat. Einer meiner ersten Producer war Sam Salam, der damals auch Sxtn oder Ufo361 produziert hatte. Er ist ein guter Freund von meinem Manager gewesen und hat sich mit mir ins Studio gesetzt, obwohl ich nicht mal wirklich rappen konnte.
Durch ihn habe ich meine Stimme ganz anders kennengelernt und mich auch zum ersten Mal getraut, auf Autotune zu singen. Generell braucht man für einen guten Sound Leute hinter sich, die einen feiern und einfach mit Herz dabei sind.

Was willst du bei deiner Musik dem Zuhörer mitgeben?

Authentisch bleiben! Versucht euch nicht anzupassen oder einem Trend zu folgen. Ich habe in diesem Jahr gelernt, dass es immer diese eine Person, am Ende des Tages gibt, die es feiert. Man kann es nie jedem Recht machen und das müssen wir auch gar nicht. Morgen hat eh jeder vergessen was du gestern gesagt hast. Einfach machen, nicht zu lange nachdenken und Spaß haben!

Einer deiner Songs heißt „Toro Bravo“ und kann als Hommage an den Jordan IV Colorway gesehen werden. Welchen Bezug hast du zu dem Schuh?

Der „Toro Bavo“ war mein erster Jordan IV, den ich damals bekommen habe.
Ich habe den Schuh so lange getragen, bis er komplett kaputt war. Ich finde so oder so ist der Jordan IV eine der schönste Silhouetten – unabhängig vom Colorway.

Auf deinen Bildern trägst du oft Sneaker von Jordan oder Nike. Was begeistert dich an den beiden Marken und gibt es auch andere Brands/Sneaker, die dich interessieren?

Bin nicht so der Typ, der wirklich auf seine Klamotten achtet. Meine Schuhe sind mir eigentlich am wichtigsten. Ich habe seitdem ich klein bin, eigentlich nur Nike getragen. Sogar als 2016 der Adidas Superstar so beliebt war, bin ich weiter in meinen Nikes rumgerannt.
Wahrscheinlich liegt das auch an meinem Vater, der seitdem ich denken kann, Schuhe gesammelt hat. Wenn ich ihn mit freshen, neuen Jordans gesehen habe, wollte ich auch welche haben. Umso älter ich wurde, desto mehr habe ich mich dafür interessiert.

Wenn Noel ein Sneaker wäre, was wäre sie für einer?

Natürlich ein Jordan IV!

Inzwischen haben viele Rapper*innen eigene Stylisten oder sogar eine eigene Brand. Welche Rolle spielt Mode in der heutigen Hip Hop Szene – und für dich persönlich?

Wie oben schon erwähnt, lege ich selber nicht so großen Wert auf meine Outfits. Das liegt aber auch daran, dass ich mein Geld momentan lieber für meinen Lifestyle ausgebe. Ich denke mal, wenn ich später etwas mehr verdienen sollte, wird das Thema Mode und Marken auch für mich wesentlich interessanter werden. Meine Manager meckern auch immer mit mir, weil ich so gut wie immer nur Schwarz trage und sie der Meinung sind, dass ich in einem Musikvideo etwas auffälliger angezogen sein sollte. Ich denke das kommt mit der Zeit.
Was nicht heißen soll, dass sie Unrecht haben! Gerade in der heutigen Szene spielt Style eine sehr wichtige Rolle – vor allem bei den ganz großen Künstlern wie Shirin David, die man auch sofort an ihren auffälligen Frisuren, Taschen und Klamotten erkennt.

Was ist als nächstes bei dir geplant?

Ich arbeite grad an meiner ersten EP, die ich wahrscheinlich im Januar herausbringen werde.
Leider bin ich nicht so schnell beim Texte schreiben, was meinem Management und mir die Auswahl der Songs etwas kleiner macht. Trotzdem bin ich sehr stolz darauf, was wir in diesem alles Jahr geschafft haben und bin hyped auf das, was noch kommen wird.

Und: hast du Tipps für angehende Rapper*nnen?

Bleibt dran! Man wird mit jeder Session und jedem Lied besser. Hört euch eure eigenen Lieder ein paar Wochen nicht an, hört es dann nochmal und guckt was euch gefällt und was nicht.
Hört euch verschiedene Artists an. Auch wenn ihr sie nicht feiert, werdet ihr dazu lernen.
Macht euer Ding und lasst euch nicht zu viel reinreden. Jeder weiß es besser und jeder muss seinen Senf dazu abgeben. Klar könnt ihr euch die Meinungen von euren Besten anhören, aber nehmt euch auch nicht alles zu Herzen. Jeder feiert etwas anderes und wenn ihr zu sehr versucht Anderen zu gefallen, verliert ihr euer eigentliches Ziel.

Du hast dir im Vorfeld fünf Artikel auf StockX ausgesucht, zu denen du eine besondere Verbindung hast. Welche Items hast du dir ausgesucht?

Jordan 11 Retro Low „Legend Blue”

Ich hatte mit 14 Jahren den Jordan 11 Low „Bred“ und weil ich den über die ganzen Sommerferien im Urlaub getragen hatte, hat meine Mama den einfach weggeschmissen. Sie hat keine Ahnung von Schuhen. Seitdem wollte ich immer wieder ein Jordan 11, aber wenn ich mir dann einen Jordan gekauft habe, wurde es dann doch wieder ein Jordan IV. Deswegen liebäugle ich schon länger mit dem „Legend Blue“, der auch demnächst noch ranmuss.

Jordan 11 Retro Low Legend Blue (GS)

Jordan 1 Retro „Bred“

Ich bin nach meinem Abi mit meiner besten Freundin nach Australien geflogen. Am Flughafen ist mir dann aufgefallen, dass ich an alles gedacht habe außer einem zweiten Paar Schuhe.
Also bin ich dort – egal zu welchem Outfit – mit meinen Jordan 1 rumgerannt. Dadurch habe ich eine ganz besondere Verbindung zu dem Schuh und den Erinnerungen aus der Zeit. Seitdem ich wieder da bin, hatte ich ihn jedoch nie wieder an.

Jordan 1 Retro Bred (2013)

Adidas Yeezy Boost 350 „Pirate Black“

Für diesen Sneaker habe ich 2016 am Kudamm gecampt. Leider habe ich meine Größe damals nicht bekommen und musste sie dann verkaufen. Dafür habe ich aber coole Leute kennengelernt und etwas Geld dazu verdient.

 

adidas Yeezy Boost 350 Pirate Black (2016)Travis Scott x Jordan 1 Retro High

Den Schuh wollte mein Vater unbedingt haben. Ich weiß noch:er hat mir Geld gegeben und ich habe dafür mit meinen Freunden vor dem Laden gecampt. Zum Glück war ich schon ein bisschen älter und wir hatten ein Auto in dem wir chillen konnten. Sonst wäre es ein noch härteres Campout geworden. Bei den aktuellen Preisen denke ich mir jedoch, dass sich das tagelange im Auto pennen gelohnt hat.

Jordan 1 Retro High Travis Scott

Jordan 4 Retro „Fire Red“

Der erste Sneaker, den ich mir selber gekauft habe. Ich liebe ihn, weil er gefühlt zu jedem Outfit passt. Da ich meistens Schwarz trage, lässt dieser Schuh mein Outfit lebendiger wirken und bringt stets ein wenig Kontraste rein.

Jordan 4 Retro Fire Red (2012)