April 22, 2022

Evolution des Air Max

Vom Sportschuh zur Pop Ikone. Wir blicken zurück in die späten 80er und schauen uns an, wie die Evolution des Air Max zu seinem jetzigen Standing gekommen und aus welcher Zeit heraus er entstanden ist.

Vom Sportschuh zur Pop Ikone. Wir blicken zurück in die späten 80er und schauen uns an, wie die Evolution des Air Max zu seinem jetzigen Standing gekommen und aus welcher Zeit heraus er entstanden ist.

Es ist mehr als nur ein Sneaker. Mehr als nur einer von vielen Gebrauchsgegenständen, die seelenlos in Regalen verramscht werden, auf Instagram Likes abgreifen, um dann für die nächsten Jahre wieder in der Versenkung zu verschwinden. Ganz im Gegenteil: der Kult rund um die Air Bubble gleicht weltweit einer dogmatischen Sekte, der über die Jahre zu keinem Zeitpunkt abgenommen hatte. 

Tinker Hatfield vereint mit seiner Air-Max-Serie weltweit Generationen, Subkulturen und Genres – und genau das, macht aus unserer Sicht eine Ikone aus. Sneaker wie ein Adidas Superstar, Converse Chuck Taylor oder auch Vans Sk8-Hi haben ihren Zenit noch lange nicht erreicht. Mehr noch: es scheint so, als wäre die Legacy um diese Modelle unsterblich! Doch was hat denn den Air Max zum Evergreen gemacht und inwiefern hat die Zeit, aus der er entstanden ist, zu seinem Erfolg beigetragen? Lasst uns zusammen in die Vergangenheit reisen und die Evolution des Air Max 1s aus erster Hand miterleben!

Das Unsichtbare sehen und das Unmögliche schaffen

Wir befinden uns in Beavteron, Oregon Ende der 70er-Jahre. Die Nachwehen von Woodstock sind noch zu spüren, während ein ganzer Kontinent Sport in all seinen Facetten feiert. Die Beatles gaben ihre Auflösung bekannt, während mit Disco ein neues Genre in den Mainstream rückte. Dort zwischen Studio 54 und Lavalampen meldete sich ein ehemaliger Physiker von der NASA mit einer bahnbrechenden Idee bei dem damals noch frisch gegründeten Konzern Nike.

Marion Franklyn Rudi gelang es Luft in sog. „Luftkissen“ zu verschließen, was ihn dazu verleitete eine neue Form der Dämpfung von Turnschuhen bei den verschiedensten Sportswear Brands anzuregen. Da seinerzeit die modernste Innovation ein Plattenspieler war, gelang es Rudy nicht wirklich die Marken von seiner Erfindung zu überzeugen. Den meisten Herstellern war die Innovation zu riskant, zu gewagt, zu sehr „out of the box“ – Nike jedoch nicht! Tinker Hatfield war von vornherein überzeugt davon, dass die Entdeckung von Rudy den Turnschuhmarkt nachhaltig beeinflussen sollte.

1977 erschien dann mit dem Nike Tailwind der erste Sneaker mit der neuen „Air“-Dämpfung. Athleten und andere Ambassadors gaben durchweg positives Feedback, was Nike dazu veranlasste noch mehr Schuhe mit einem integrierten Air Bag zu produzieren. Sneaker wie der Air Force, Air Pegasus und Air Trainer folgten und lieferten den Beweis, dass ein Turnschuh mit Airbag buchstäblich besser läuft. Als dann 1987 mit dem Air Max 1 der erste marktreife Sneaker mit sichtbarem Luftkissen auf den Markt kam, hinterließ Nike abermals seine Kritiker verwirrt und entrüstet.

Diese kontroverse Attitude sollte zum Leitmotiv der Air Max Serie werden. Ohne die Hilfe eines berühmten Athleten oder Prominenten erreichte der Sneaker alle diejenigen, die sich zu einem bestimmten Teil als Rebellen identifizierten. Ein Air Max stand für die Auflehnung gegen Konventionen, Normen und konservativem Denken. So war die Werbung zu dem Sneaker die erste, bei der ein Beatles Song Verwendung fand („Revolution“).

RevolutionAIR

Einen passenderen Song hätte Nike nicht wählen können, da alleine schon durch den unkonventionellen OG Air Max 1 fortan bei jedem Air-Max-Release ein Hauch von Rebellion zu spüren war. Ein Sneaker, der sich von vornherein an keinerlei Regeln oder Normen hält und bewusst als Antiheld der Sneaker-Industrie positioniert wird, kann nur ein Publikum mit ähnlichem Mindset ansprechen.

Nach dem Air Max 1 folgten der Air Max 90 und Air 180, die eine noch größere Air-Bubble präsentierten und so erneut die Kritiker in Aufruhr versetzten und gleichermaßen die Fans beglückten. Mit dem Air Max BW initiierte Nike dann 1991 einen Sneaker für die Raver Kultur und brachte sich so erfolgreich von den staubtrockenen Ascheplätzen dieser Welt in die vor BPM fast explodierenden Lagerhallen, Clubs und Bühnen dieser Welt. Musiker wie 2pac wurden ebenfalls mit dem Air Max 1 gesichtet, während KRS One Nike sogar namentlich in einem seiner Tracks erwähnte: „I don’t wear adidas cos my name ain’t run/Got Nikes on my feet and to be complete.”

 

Obwohl zum damaligen Zeitpunkt chunky Basketball Sneaker wie der Ewing oder Uptempo auf dem Höhepunkt ihres Erfolges waren, läutete die Luftkissen-Revolution aus Oregon schleichend, aber dafür umso endgültiger einen Paradigmenwechsel ein. Diese untermauerte der Swoosh mit seinen Nachfolge-Modellen zum Air Max 1. Mit dem 95er- und dem 98er Air Max landete Nike vor allem in Japan einen großen Erfolg, was Retailer wie Atmos dazu beflügelte Japan Exclusives und Kollaborationen zu produzieren – während der Air Max 98 im „Gundam“-Colorway japanische Popkultur einem Weltpublikum zugänglich machte.

Als dann mit dem Air Max Plus die nächste Revolution im Schuhregal stand, war es klar, dass die 90er-Jahre fest in der Hand von Nike bzw. in der Luftkammer der Air Max Sneaker lagen. In den frühen 2000er Jahren leistete der Swoosh Pionierarbeit und zeigte, dass sie neben dem richtigen Gespür fpr Designs auch bei der Wahl ihrer Partner sehr gewissenhaft sind. Kollaborationen mit Atmos, Piet Parra, Patta Amsterdam, Stash, Dizzee Rascal, Eminem und vielen weiteren führte die Legacy der Air Max Reihe nahtlos weiter und ebnete den Weg für ein komplett neues Mindset bei Nike.

Nike’s New School

Zwei Unternehmer aus Oregon können nur bis zu einem bestimmten Grad progressiv sein, bis sie ihre eigenen Grenzen aus Beaverton kreativ irgendwann einholen. Doch durch den Air Max wurde die gesamte Marke mutiger und orientierte sich eher an dem eigentlichen Design, anstatt auf Trends und Wettbewerber zu achten – mehr noch: wenn es die Kritiker ankotzt und die Sportler ins Schwitzen bringt, dann hat der Swoosh alles richtig gemacht.

Dieses progressive Denken spiegelt sich auch bei den aktuellen Partnern von Nike wieder, die ohne das rebellische Mindset vom Air Max vermutlich nie hier gelandet wären. Sei es Chitose Abé mit ihren avantgardistischen Waffle Trainers, Virgil Abloh und sein dekonstruierter Ansatz bei „The Ten“, Sean Wotherspoon und sein Hybrid aus den Sneakers Air Max 1 und Air Max 97, Skepta mit seiner eigenen „Skeptair“-Reihe oder auch Travis Scott mit seinen „Cactus Jack“-Releases – sie alle grenzen sich ganz deutlich vom Rest des Marktes ab und verfolgen einen Look, den wir sonst nur von ausgefallenen Modehäusern oder Brands aus Fernost kennen.

Alles in allem kann man festhalten, dass die Air Max Serie in vielerlei Hinsicht essenziell für Nike und für unsere Betrachtungsweise auf Sneaker ist. Der Sneaker mit der Air Bubble machte aus einem konservativen, amerikanischen Unternehmen einen Global Player, der seinen Wettbewerbern stets einen Schritt voraus ist. Zudem kamen so Designer und Künstler ins Rampenlicht, denen vielleicht nicht jede Brand eine Chance gegeben hätte. Da es bei Nike jedoch seit 1987 zum guten Ton gehört, Dinge zu riskieren, hat ein kompletter Kader an den weltbesten Designern bei Nike seine Heimat gefunden. Und genau aus diesem Grund, feiern wir auch nach dem Air Max Day noch den Air Max und empfehlen euch, hier ein wenig herumzustöbern, um mit eigenen Augen zu sehen, wozu die 35-jährige Erfolgsgeschichte von Nike alles imstande ist.