Aus nigerianischer/deutscher Abstammung ist Kelvyn in der Nähe von Frankfurt aufgewachsen, lebte aber auch eine Zeit lang in London. Die letzten Jahre pendelte der Weltenbummler regelmäßig zwischen Berlin, Paris, London und L.A. hin und her.
Von anderen Rappen unterscheidet sich Colt durch seine moderne Herangehensweise an den Hip-Hop – wobei er sich in seiner Arbeit oft auf gesellschaftskritische Themen konzentriert. Seine tiefen und poetischen Texten untermalt er mit typisch schweren Hip-Hop-Beats.
Kelvyn’s bisher größte Single, “Bury Me Alive”, hat mehr als 11,5 Millionen Streams auf Spotify, aber das ist nur eine Seite seiner Geschichte. So wurde Colt, der sich selbst als kreativer Geist und Entrepreneur sieht, auf die Forbes Liste “30 under 30” 2020 für das Jahr 2020 gesetzt. Des Weiteren hat er sich kürzlich aus seinem eigenen Plattenvertrag herausgekauft und sich so die Rechte an seiner Musik gesichert, um zukünftig unabhängig seine Songs zu veröffentlichen.
Für die neueste Folge von That’s 5 haben wir uns mit Kelvyn Colt zusammengesetzt, um über seine musikalischen Einflüsse, die Schattenseiten von heutigen Technologien und über seinen Traum zu sprechen, etwas für Menschen, von Menschen zu kreieren.
Dieses Interview wurde leicht überarbeitet …
Wer oder was beeinflusst dich?
Ich habe unglaublich viele unterschiedliche Interessen, daher variieren die Einflüsse. Ich glaube, mein rebellischer Geist kommt von 2Pac, meine Verletzlichkeit von Kid Cudi, meine Ehrlichkeit von Eminem und mein Einfühlungsvermögen und Engagement von meiner Mutter. Außerdem bin ich absolut besessen von Sci-Fi, Animes und deren futuristischer Ästhetik. Gleichzeitig liebe ich aber wiederum den Charme aller Dinge, die zeitlos und “retro” sind.
Aufgewachsen bin ich immer zwischen zwei Extremen: Schwarz und weiß zu sein. Pleite zu sein, aber auf eine Privatschule zu gehen. Das künstlerische Kind unter meinen “Gangster”-Freunden zu sein, aber dann wiederum das “Ghetto-Kid” unter meinen privilegierten Freunden. Diese Dualität ist in meiner Arbeit deutlich zu erkennen und wo immer ich auftrete, versuche ich zwischen diesen Gegensätzen Synergien und Harmonie herzustellen.
Alles in allem bin ein sehr neugieriges Wesen und liebe es, Neues zu entdecken. Das beflügelt meinen Geist. Deshalb möchte ich den Menschen da draußen immer die Chance geben, etwas Neues über unsere Welt oder sich selbst zu lernen.
Was wird überbewertet?
Die Zahlen, die Tech- und Geschäftsleute nutzen, um die Bedeutung von Menschen und ihrer Arbeit zu bewerten. Ein Künstler mit nur zwei Followern würde nach heutigen Maßstäben von den meisten Menschen als jemand mit wenig Einfluss angesehen werden. Wenn diese zwei Anhänger jedoch Oprah und Obama sind, dann könnte dieser Künstler und dessen Output einen äußerst nachhaltigen Einfluss auf unsere Gesellschaft haben. Ich denke, dass Institutionen und Menschen in Zukunft von “wie viele” zu “wer” wechseln werden. Und wenn das erst einmal passiert, wird sich das sehr positiv auf die psychische Gesundheit vieler junger Menschen auswirken. Denn dann müssen sie sich nicht mehr darum kümmern, wie viele Follower sie haben. Das ist heute gleichbedeutend damit, gemocht und geliebt zu werden. Stattdessen werden sie sich eher darauf konzentrieren, einfach nur die beste und authentischste Version ihrer selbst zu sein, und anfangen, sich selbst mehr Wert zu schätzen. Liebe ist etwas, was in unserer heutigen Welt fehlt.
Was wird unterschätzt?
Es wird unterschätzt, wie wichtig es ist, nicht direkt nach dem Aufwachen auf sein Handy zu schauen. Früher war mein erster Schritt morgens erst einmal meine Nachrichten, Mentions und E-Mails zu überprüfen. Das ist mittlerweile aber ein großes “Nein”. Sich dies abzugewöhnen ist äußerst wohltuend für den eigenen Körper und Geist. Auch das Abschalten aller Benachrichtigungen wird stark unterschätzt! Es ist unglaublich befreiend, wenn man die Kontrolle darüber hat, wie viel Aufmerksamkeit man seinem Handy schenkt, anstatt dass das Handy die Kontrolle über das eigene Leben übernimmt.
Worüber freust du dich im Moment am meisten?
Mein Ziel ist es etwas für Menschen, von Menschen, zu kreieren. Zu wissen, dass mein geistiges Eigentum generationsübergreifenden Reichtum für mich, meine Familie und für mein Team schaffen wird ist wirklich aufregend für mich.
Die Möglichkeit, meine Kreativität zu zeigen, ist ebenfalls spannend. Denn aus einem winzigen Samenkorn einer Idee kann schnell ein Baum wachsen. Wenn man seine Botschaft in der richtigen Weise verstärkt, kann jeder die Früchte genießen. Und die Idee dahinter ist einfach und aufregend. Stell dir vor: Du konsumierst ein Buch, siehst einen IG-Beitrag oder du nimmst irgendeine Erfahrung, die du in deinem eigenen Leben gemacht hast und schreibst diese auf. Als nächstes schaust du, wie du sie den Menschen näher bringen kannst und veröffentlichst diese im Internet. Anschließend stellst du das Erlebnis visuell dar, durch z.B eine Show. Oder du entwirfst Merchandise. Schon wird deine Idee greifbar.
Und irgendwo nimmt ein Kind diese Idee gedanklich auf, sodass der ganze Prozess wieder von vorne beginnt – es ist wie eine kreative Reinkarnation. Wenn du mit einem gutem Beispiel vorangehst und die beste Version deiner Welt bist, kannst du so viele Leben außerhalb deines eigenen Lebens verändern und positiv beeinflussen.
Was steht für dich als nächstes an?
KC: Im Moment veröffentliche ich zum ersten Mal meine Musik unabhängig, plane die nächste Tournee und für den Rest des Jahres arbeite mit meinem Team an Merch- und Markenkollaborationen. Ansonsten steht das, was ich gerade oben erwähnt hatte, im Vordergrund und hoffentlich auch für jeden, der das liest…
Waren das 5?
KC: Aber sicher. Also legt los, kreiert etwas Schönes und schaltet all eure Handy-Benachrichtigungen aus. Aber bevor ihr das macht hört euch noch schnell meine Musik an und schaut auf meinem Instagram Account vorbei!
Für seine jüngste Veröffentlichung, die Single “4am/ Mein Block”, arbeitete Kelvyn mit dem Pariser Produzentenduo Narcos sowie mit dem legendären amerikanischen Produzenten Che-Pope zusammen.
